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Tagungsbericht: „Maker-Education in der Lehrer:innenbildung. Konzept – Einsatz – Transfer“ vom 09. und 10. März 2023

Am 09. und 10. März 2023 diskutierten Teilnehmer:innen der Projektkonferenz „Maker-Education in der Lehrer:innenbildung. Konzept – Einsatz – Transfer“ an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, wie Chancen und Herausforderungen der ‚Digitalisierung‘ pädagogisch begegnet werden können. Mehr als 90 interessierte Wissenschaftler:innen, Lehrer:innen, Praxisakteur:innen und Studierende kamen an beiden Projekttagen aus Deutschland, Schweiz, Österreich und Norwegen zusammen und folgten der Einladung der Professional School of Education Stuttgart-Ludwigsburg, um Potentiale des (medien-)pädagogischen Makings (Maker-Education) in der Lehrer:innenbildung zu diskutieren und Merkmale der Making-Kultur aktiv zu erfahren.

Über die beiden Tage hinweg war eine offene, aber zugleich konstruktiv-kritische Stimmung zu spüren, die sich sowohl im Austausch über die Herausforderungen des digitalen Wandels in der Lehrkräftebildung wie auch bei der Diskussion zur wissenschaftlichen Evidenz der Maker Education zeigte. Aber auch die konkrete Praxis im Making kam nicht zu kurz und am Ende der beiden Tage zogen die Teilnehmenden ein durchweg positives Feedback: Sie waren sich einig, dass dieses Tagungsformat unbedingt fortgesetzt werden solle, da vor allem auf diese Weise eine Vernetzung der Akteur:innen, ein wissenschaftlicher wie auch praxisbezogener Austausch, ein notwendiger Paradigmenwechsel hin zur Öffnung der Lehrkräftebildung sowie eine auch bildungspolitische Sichtbarkeit erreicht werden könne.

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Maker Education insbesondere in der Lehrkräftebildung im Spannungsfeld zwischen curricularer Anbindung an Studien- und Prüfungsordnungen und der grundsätzlichen Offenheit des Making bezogen auf Inhalt, Methoden und zeitlichen Rahmen steht. Um mit dieser Ambivalenz von motivierender Selbstbestimmung und studienstrukturellen Vorgaben umzugehen, sei noch Einiges gemeinsam zu diskutieren und Beispiele gelungener Praxis auszutauschen, so die Teilnehmenden.

 

Detaillierte Beschreibung der Tagung:

Nach den Grußworten wurde die Tagung inhaltlich mit der hochschulöffentlichen Keynote von PD Dr. Martin Ebner (Technische Universität Graz) mit dem Titel „Kreatives digitales Schaffen – just MAKE it!“ eröffnet. Martin Ebner fragte in seinem Vortrag danach, ob wir als Pädagog:innen heutzutage in der Lage seien, Kinder, die in diesem Jahr eingeschult werden, für ein Leben in einer vom digitalen Wandel geprägten Gesellschaft vorzubereiten. Hier könnte der pädagogische Ansatz der Maker-Education, das eigenaktive und kreative Gestalten von (digitalen) Medien, Heranwachsende unterstützen, grundlegendes Wissen über Medien und Technik, sog. ‚digitalisierungsbezogene Kompetenzen‘, zu erlernen. Martin Ebner gab u. a. Einblicke, wie solche medien- und technikbezogenen Projekte aussehen können: Er berichtete von den MAKER DAYS for Kids Graz (https://makerdaysforkids.eu/graz/), eine offene Werkstatt, ein Makerspace, in dem Schüler:innen aktiv und kreativ arbeiten und eigene Projekte mit digitalen Werkzeugen und Materialien umsetzen. Beispielsweise haben Kinder gemeinsam eine ‚Stadt der Zukunft‘ als Miniaturmodell konstruiert. Diese Stadt, die ganz nach den Vorstellungen und Wünschen der Kinder gestaltet werden konnte und die über Wochen entwickelt und weiterentwickelt wurde, sei, so Ebner, grüner, autofreier und kinderfreundlicher als die meisten Städte, die er kenne.

Nach einer Diskussionsrunde in Anschluss an den Vortrag konnten die Teilnehmer:innen an wissenschaftlichen Vorträgen teilnehmen. Beispielsweise wurde im Vortrag „Musikpädagogisches Making? Zwischen ästhetischer und digitaler Selbstwirksamkeit“ über Making als Ansatz im Musikunterricht gesprochen. Hier wurde deutlich, dass der Ansatz der Maker-Education auch im Fachunterricht wie zum Beispiel Musik integriert werden kann und Schüler:innen dabei unterstützt, Grundlagen der Strukturen von Musik besser zu verstehen. In einem weiteren Vortrag „Wodurch kann die Motivation zum Einsatz digitaler Medien erklärt werden?“ stellten die Vortragenden einen aktuellen Stand einer empirischen Studie vor, in der die Einstellung zum Lernen und Lehren mit digitalen Medien von Lehramtsstudierenden erforscht wurde. Es ist festzuhalten, dass die persönliche Einstellung der Lehrenden gegenüber digitalen Medien auch darüber entscheidet, inwiefern sie diese im Fachunterricht einsetzen. Dies ist relevant, da Making angehende Lehrer:innen dabei unterstützen kann digital gestützte Lehr-Lern-Szenarien, Unterrichtskonzepte oder -Materialien zu erarbeiten, zu erproben und zu reflektieren – diese Erfahrungen im Makerspace können womöglich die Einstellung zum Lehren und Lernen mit digitalen Medien positiv beeinflussen.

Der zweite Konferenztag starte mit ausgewählten Workshops, in denen die Teilnehmer:innen die Making-Kultur aktiv erleben konnten: Insgesamt wurden sechs Workshops angeboten, in denen die Teilnehmer:innen u. a. zu Themen, wie interaktiven Messsystemen mit Mikrocontrollern, 3D Druck in der Schule und Making im (Fach-)Unterricht arbeiten konnten. Am Freitagvormittag war auch der Makerspace an der Pädagogischen Hochschule für alle Interessierten geöffnet; hier fanden viele Gespräche über die Einbindung von Making-Aktivitäten im Lehramtsstudium wie z. B. in Hochschulseminaren statt. Abschließend präsentierten die Teilnehmer:innen ihre selbst hergestellten Objekte im Rahmen der Abschlussrunde; dabei erhielten die selbst gedrechselten Objekte aus dem Workshop „Drechseln eines Flaschenöffners oder Kugelschreibers“, der Technik-Werkstatt der Pädagogischen Hochschule stattfand, besondere Aufmerksamkeit.

Nach der Mittagspause wurde die Tagung inhaltlich mit dem Format der Postersession abgerundet. Hier haben u. a. Wissenschaftler:innen in Form eines Posters Einblicke in laufende Forschungen zum Thema Maker-Education gegeben. Eine gemeinsame Abschlussrunde beendete die Projektkonferenz offiziell; das Rahmenprogramm endete am zweiten Tagungstag mit einer Schlossführung im Residenzschloss Ludwigsburg.

Während der zweitägigen Konferenz konnten inspirierende Eindrücke gesammelt werden, besonders der internationale Austausch war sehr gewinnbringend. Dies bestätigte auch Prof. Steffen Schaal, Mitglied des Direktoriums der Professional School of Education Stuttgart-Ludwigsburg: „Wir freuen uns, dass wir so vielfältige Akteure und Akteurinnen der Maker Education hier bei uns in Ludwigsburg zusammenbringen konnten.“ Das Projektteam dankt allen Helfer:innen und erhofft sich, wesentliche Aspekte aus Diskussions- und Austauschrunden in die Projektarbeit und in den Makerspace der Pädagogischen Hochschule integrieren zu können, nicht zuletzt, um die Making-Kultur an der Hochschule weiter zu stärken.

Organisiert und durchgeführt wurde die Projektkonferenz durch das Projekt „MakEd_digital“, das im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wird, sowie durch die Professional School of Education Stuttgart-Ludwigsburg (PSE). Moderiert wurde die Projektkonferenz von der Medienpädagogin Kristin Narr.

 

Kontakt:

Weiterführende Informationen zur Professional School of Education und zum Projekt MakEd_digital

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